Immobilienverkauf gegen Leibrente – was Eigentümer wissen sollten
Immer wieder wird älteren Eigentümern das Modell der Leibrente vorgestellt: Die eigene Immobilie verkaufen, weiter darin wohnen und zusätzlich eine monatliche Zahlung erhalten. Klingt zunächst attraktiv – birgt aber auch rechtliche und finanzielle Risiken, die man genau kennen sollte.
Was bedeutet Leibrente?
Bei der Leibrente verkauft der Eigentümer seine Immobilie an eine andere Person oder ein Unternehmen.
Anstatt den gesamten Kaufpreis sofort zu erhalten, bekommt er eine monatliche Zahlung auf Lebenszeit.
Gleichzeitig wird ihm im Grundbuch ein lebenslanges Wohnrecht eingeräumt.
Der Käufer wird sofort Eigentümer – kann die Immobilie aber erst nach dem Tod oder Auszug des bisherigen Bewohners selbst nutzen oder weiterverkaufen.
Für wen ist die Leibrente geeignet?
Das Modell wird häufig älteren Menschen angeboten, die:
- ihre Immobilie nicht vererben möchten oder können,
- im Alter zusätzliches Einkommen wünschen,
- und gleichzeitig in ihrem Zuhause wohnen bleiben möchten.
Wichtig ist: Die Leibrente ist kein Standardprodukt, sondern eine individuelle Vereinbarung, die rechtlich und wirtschaftlich genau geprüft werden sollte.
Vorteile der Leibrente
✅ Zusätzliche finanzielle Sicherheit im Alter
✅ Keine Miete zahlen – Wohnrecht bleibt bestehen
✅ Monatliche Einnahmen statt Einmalbetrag
✅ Keine Instandhaltungspflicht mehr (je nach Vertrag)
✅ Vertraglich gesichert & notariell beurkundet
Mögliche Nachteile
⚠️ Immobilie geht endgültig in fremdes Eigentum über
⚠️ Bei frühem Tod: weniger „Rendite“ aus Sicht des Verkäufers
⚠️ Abhängigkeit vom Zahlungsverhalten des Käufers
⚠️ Kein freier Verkauf mehr möglich nach Vertragsabschluss
⚠️ Vertragsdetails müssen sauber geregelt sein (Wohnrecht, Instandhaltung etc.)
Wie wird die monatliche Leibrente berechnet?
Die Rentenzahlung richtet sich nach:
- dem aktuellen Verkehrswert der Immobilie,
- dem Alter und Geschlecht des Verkäufers (Sterbetafel),
- dem Wert des Wohnrechts (wird vom Immobilienwert abgezogen),
- und ggf. einem Einmalbetrag, falls vereinbart.
Beispielrechnung:
| Verkehrswert der Immobilie | 400.000 € |
|---|---|
| Abzug für lebenslanges Wohnrecht | –150.000 € |
| Verbleibender Kapitalwert | 250.000 € |
| Lebenserwartung lt. Sterbetafel | 15 Jahre |
| Monatliche Leibrente (brutto) | ~1.390 € |
Hinweis: Die Werte dienen nur zur Orientierung. Die tatsächliche Rente hängt von vielen Faktoren ab.
Warum Vorsicht geboten ist
In der Praxis gibt es große Unterschiede bei der Vertragsgestaltung und Seriosität der Anbieter. Manche Modelle sind fair, andere führen zu erheblichen finanziellen Nachteilen. Gerade bei individuellen Verträgen ist eine unabhängige Beratung durch Notar oder Fachanwalt unverzichtbar.
Zudem sollte immer geprüft werden, ob alternative Wege – etwa ein klassischer Verkauf mit anschließendem Mietvertrag oder anderen flexiblen Wohnlösungen – langfristig besser geeignet sind.
Fazit: Leibrente – Lösung mit doppeltem Nutzen
Die Leibrente kann in Einzelfällen eine Lösung sein, ist aber kein einfaches oder risikofreies Modell. Wer dieses Angebot erhält, sollte sich Zeit nehmen, den Vertrag vollständig prüfen zu lassen und verschiedene Optionen zu vergleichen.
Hinweis:
Wir hoffen, dass Ihnen diese Informationen helfen, den Ablauf und die wesentlichen Regelungen besser zu verstehen. Sie dienen ausschließlich der Orientierung und ersetzen keine rechtliche Beratung. Für notarielle oder rechtliche Fragen wenden Sie sich bitte an einen Notar oder Rechtsanwalt Ihres Vertrauens.
